Eigentlich wollten wir Jakobsweg gehen, ein bisschen weiter auf der Strecke von Paderborn nach Köln.
Allein, in den Nachrichten sagten sie was von Starkregen bei Hagen, aber die erste Etappe sollte auf steilen Fußwegen zur Ruhr runter gehen, auf Treidelpfaden weiter, dann die Berge queren und oberhalb der steil eingeschnittenen Ennepe nach Gevelsberg. Ich bin ortskundig und rief an: DAS GEHT NICHT. Ich wollte mir doch nicht die Beine brechen.
Warten wir mal einen Tag ab! Und es regnete weiter. Wenn ich die Bilder gekannt hätte, die ich jetzt kenne, wäre ich zu Hause geblieben. Aber die Strecke nach Dortmund liegt nördlich des Katastrophengebietes. Ich bin durchgekommen, wenn auch nicht so schnell wir üblich. Mal im Ersatzbus, mal in der Bahn, wo die Anzeigentafel immer andere Laufwege verkündete. Mal fuhr die Bahn zum Hauptbahnhof, mal nach Hörde. und als sie in Bochum wieder losfuhr, verkündete die Tafel: ohne Halt in Dortmund bis nach Hamm. Das stimmte natürlich auch nicht.
Statt auf steilen Waldwegen sind wir auf asphaltierten Großstadtstraßen gepilgert.
Auf dem Ostfriedhof liegen sie, die Kohle- und Stahlbarone
Das ist Kohlengräberland, das ist unsre Heimaterde

Hinter dem Garten meiner Oma (damals Gemüsegarten für eine Großfamilie )transportierte der feurige Elias rotglühendes Eisen und Stahl nach Hörde

und schnaufte: Hoesch hat keine Geld. Hoesch hat kein Geld,
nämlich, um die Phoenix-Werke in Hörde zu kaufen. 1966 haben sie doch noch kaufen können (aber ich glaube, sie haben sich dran verschluckt)
Und das Schnaufen kündete an, dass man schleunigst die Wäsche reinholen musste.
Da liegen sie, die Familie Hoesch, bei denen zweitweise 20 % der Dortmunder beschäftigt waren.

Als wie im Mai heir waren, war alles zu. Wir konnten in keine Kirche, und Stempel kriegten wir auch nicht. Das war nun anders.
Aber interessanter sind die "Stadtgärten", die die Gärtnerlehrlingee vor der Reinoldikirche angelegt haben.




Inzwischen habe ich viel telefoniert. Wie es aussieht, ist keiner von meinen Freunden und ehemaligen Kollegen tot. Aber von vielen weiß ich die Koordinaten auch nicht mehr. 160 Tote bei Naturgewalten in Deutschland - das hatten wir seit der Elbflut von 1962 mit 315 Toten nicht mehr.
Mehr morgen.